Online-Vorlesungen
Willemers Informatik-Ecke
Diese Seite entstammt den Erfahrungen aus dem Sommersemester 2020 an der Hochschule Flensburg, Fachbereich Informatik.

Die Vorlesung virtualisieren

Die Vorlesung dient in ihrer klassischen Form der Wissensvermittlung. Auch wenn eine Vorlesung anscheindend nur eine Richtung vom Lehrenden zum Zuhörer kennt, spielt die umgekehrte Richtung eine entscheidende Rolle. Durch Rückfragen, aber auch durch Gestik vermitteln die Teilnehmer, ob das Wissen bei ihnen angekommen ist.

Diese Rückmeldung ist schon in der Präsenzveranstaltung vor allem bei größerer Teilnehmerzahl schwierig. In der virtuellen Darbietung wird es ungleich schwieriger. Darum empfielt es sich dringend, die Wissensvermittlung soweit wie möglich (asynchron) in einem Medium zu verpacken und die (synchrone) Interaktion zwischen allen Beteiligten in einer Videokonferenz zu konzentrieren.

Tatsächlich ist es gerade bei Online-Veranstaltungen wichtig, die Werkzeuge richtig zu wählen. Für die reine Wissensvermittlung sind Konferenzen eher ungeeignet. Hier sind Screencasts, schriftliche Unterlagen und Webseiten effizienter.

Die Videokonferenzen eignen sich vor allem für die Interaktion, beispielsweise für den direkten Austausch offener Fragen. Das Konzept ist der Inverted Classroom, wie es im Youtube-Video von Christian Spannagel dargestellt wird.

Die Werkzeuge zur Wissensvermittlung sind:

Folien, Skript und Webseiten

In jedem Fall sollten den Studenten die Folien zur Verfügung gestellt werden. Die Folien stellen ein Gerippe der Vorlesung dar und verbrauchen wenig Bandbreite beim Download. Auch Studenten mit schwacher Leitung können Sie laden. Es wurde häufig beobachtet, dass die Folien öfter heruntergeladen wurden als die zugehörigen Videos.

Folien bestehen oft aus Stichworten und Halbsätzen. Dennoch sollte man sie nicht in Fließtexte umwandeln. Gerade ihr Telegrammstil kann hilfreich sein.

Besser ist es, Fließtexte flankierend anzubieten. Dies kann, soweit verfügbar als Skript der Vorlesung erfolgen, oder als Webseite. Eigene Webseiten unterstützen eine Vorlesung in mehrfacher Hinsicht:

Vorlesung als Video aufzeichnen und hochladen (Screencast)

Eine weitere Möglichkeit ist es, die Vorlesung als Video aufzuzeichnen und zum Download anzubieten. Dies ist zeitlich asynchron. Der Hörer hat die freie Wahl des Zeitpunkts.

Eine Vorlesung kann zwar mit Kamera in einem leeren Vorlesungsraum aufgezeichnet werden. Einfacher ist es aber meist, einen Screencast aufzuzeichnen. Der Bildschirm des Computers wird aufgezeichnet, während der Dozent die Folien kommentiert.

Eine solche Aufzeichnung ist aufwändiger zu erstellen und benötigt mehr Bandbreite als die nackten Folien. Die Vorteile gegenüber der schriftlichen Aufzeichnung liegen darin, dass man leichter spricht als schreibt und so ganz automatisch mehr Hilfestellungen gibt.

Die Rückmeldung der Studenten auf solche Videos sind in der Regel positiv. Der Dozent wird quasi zum Youtube-Star. Aus Youtube-Videos lässt sich darum vieles lernen:

Gesicht aufnehmen

Man kann mit einer Kamera sein eigenes Gesicht in einem kleinen Fenster des Computerbildschirm darstellen. Das unterstützen viele Screencast-Programme durch die Möglichkeit, eine Kamera einzubinden.

Zeichnungen

In manchen Vorlesungen entwickelt man eine Zeichnung. Dies lässt sich durch Programme wie Xournal (Linux) oder Journal (Windows) oder ein einfaches Zeichenprogramm erreichen.

Wer über keinen Stift am Computer oder ein Grafiktablet verfügt, kann auch einfach eine Kamera auf einen Zettelblock richten, darauf zeichnen und durch Zettelabreißen die Tafel wischen.

Fehlerbeseitigung

Man ist versucht, Fehler aus den Videos herauszuschneiden. Es gibt aber gute Gründe, dies zu unterlassen.

Videokonferenzen

Die Wissensvermittlung sollte in der Online-Lehre idealerweise nicht synchron stattfinden. Es ist also keine gute Idee, eine Vorlesung durch eine Videokonferenz abzubilden. Besser ist es, asynchron Texte, Videos und/oder Podcasts zur Verfügung zu stellen, und die Videokonferenz zur Betreuung und für das Feedback zu nutzen.

Eine Videokonferenz sollte gut vorbereitet sein. Der Veranstalter sollte eine Tagesordnung erstellen und idealerweise den Teilnehmern vorher zur Verfügung stellen. Da Videokonferenzen normalerweise anstrengender sind als normale Treffen, sollte man sie kurz halten und auch zügig beenden, wenn es nichts mehr zu besprechen gibt.

Die verschiedenen Videokonferenz-Plattformen unterscheiden sich in technischer Hinsicht (Plattformen, Anzahl der Teilnehmer ...) und aus datenschutztechnischer Hinsicht.

Ergänzung zu asynchronen Medien

Asynchrone Wissensvermittlung vermittelt den Studenten oft das Gefühl, allein gelassen zu werden. Hinzu kommt das Problem, dass Dozenten wenig Rückmeldung erfahren und so oft das Gefühl haben, ins Leere zu lehren.

Hier hilft das Angebot von Videokonferenzen. Werden diese explizit als Rückfrage- und Austauschmöglichkeit angeboten, ist der Zulauf erfahrungsgemäß so verhalten, dass dies sogar bei großen Vorlesungen mit über hundert Studenten kein Problem darstellen.

Hier finden die Diskussion statt, die im Forum oft nicht funktionieren. Der Grund liegt darin, dass man schneller sprechen als tippen kann und dass man eher bereit ist, Gedanken ins Unreine zu sprechen als schriftlich dauerhaft zu fixieren.

Hier können Aufgaben besprochen und auch Lösungen präsentiert oder diskutiert werden.

Akustische Störungen

Nicht nur bei größeren Teilnehmerzahlen ist es dringend geboten, dass alle Teilnehmer, die gerade nicht sprechen, ihr Mikrofon abschalten. So wird ein hohes Grundrauschen vermieden.

Häufig schaltet die Videokonferenzplattform das Bild auf den gerade sprechenden um. Hat ein Zuhörer das Mikrofon an, kommt es vor, dass er immer wieder ins Bild rutscht, wenn beispielsweise sein Mikro brummt oder eine Tür im Hintergrund zuschlägt.

Eine weitere Störungsquelle entsteht, wenn die Teilnehmer per Lautsprecher statt per Kopfhörer zuhören. Sobald dann das Mikrofon eingeschaltet wird, entsteht Hallrauschen, dass sich auch zu Echoeffekten hochschaukeln kann.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass nicht jeder Teilnehmer eine ausreichende Internetanbindung besitzt. Ein typischer Effekt, der darauf hinweis, ist ein Zerhacken des Tons. Gerade bei schwachen Leitungen sollten Störgeräusche durch den Einsatz von Kopfhörer und separatem Mikrofon vermieden werden.

Rückmeldung der Zuhörer

In Vorlesungen ist ein Zwischenruf üblich und durchaus nicht unerwünscht. Bei einer Videokonferenz führt ein Zwischenruf oft zu einer akustischen Störung, so dass in diesen Fällen oft weder der Vortrag noch der Zwischenruf verständlich ist.

Damit die Zuhörer sich einbringen können und eine geregelte Diskussion stattfinden kann, verfügen viele Systeme über die Möglichkeit, virtuelle Handzeichen zu geben. Einige Systeme erlauben eine Art Kurzumfrage. Damit kann die Dozentin oder der Dozent auch nachfragen, ob alles soweit verstanden wurde.

Wer nicht gerade spricht, kann sich störungsfrei über einen Text-Chat per Tastatur melden. Damit lassen sich technische Probleme melden. Man kann damit auch Wortmeldungen in eine Reihenfolge bringen.

Aufzeichnung der Konferenz

Die meisten Konferenzen lassen sich aufzeichnen. Einige Studenten begrüßen die Aufzeichnung, weil sie die Veranstaltung noch einmal ablaufen lassen können, auch wenn sie zum Zeitpunkt der Übertragung nicht da sein konnten oder Übertragungsprobleme hatten.

Dem steht gegenüber, dass aus rechtlichen Gründen jeder Teilnehmer mit der Aufzeichnung einverstanden sein muss. Durch das Wissen um die Aufzeichnung kann die unbefangene Rede eingeschränkt sein.