Linux Desktops
Willemers Informatik-Ecke
Linux besitzt mehr Deskops denn je. Die Entwicklung ist in Bewegung. Durch den Wechsel von GNOME-2 zu Unity hat Ubuntu für Unruhe gesorgt. Hintergrund des Ganzen ist aber auch, dass das GNOME-Entwicklungsteam mit dem Wechsel zu GNOME-3 die Bedienung komplett ändert, bisherige Konfigurationsmöglichkeiten verschließt.

Einige Anwender sind wenig begeistert, weil mit GNOME 2.23 gerade ein sehr verlässlicher und einfach zu bedienender Desktop zur Verfügung stand. Open Source ermöglicht es allerdings, auf die alten Quellcodes zuzugreifen, so dass das alte GNOME 2 nun in MATE weiterlebt. Parallel wurde ein neuer Kandidat namens Cinnamon geschaffen, der das Grundkonzept von GNOME 2 beibehält, aber eine freiere Interpretation einer modernen Fortentwicklung verfolgt.

Neben GNOME gab es schon zuvor mehrere andere Desktops. So ist KDE sogar noch älter als GNOME. Aber KDE hatte beim Umstieg von KDE 3 zu KDE 4 einige Benutzer verprellt, allerdings weniger durch eine grundlegende Konzeptänderung als vielmehr dadurch, dass die ersten Versionen von KDE 4 weniger Funktionen und dafür fehlerbehafteter war, als das alte KDE 3. Dies wiederum hat eine Neuauflage in TDE gefunden.

Darüber hinaus gibt es XFCE und LXDE. Beide sind mit dem Anspruch angetreten, mit möglichst geringen Ressourcen auszukommen. XFCE bietet dabei etwas mehr Komfort, LXDE ist deutlich ressourcenschonender.

Ubuntu Unity

Mit der Version 11.10 wechselte Ubuntu endgültig von GNOME 2 zu Unity als Standard-Desktop. Unity sollte auf dem Desktop eines Computers genau so laufen wie auf einem Smartphone. Computer-Benutzer müssen darum Kompromisse eingehen, die zu einer Ablehnung des Desktops führten und viele Linux-Anwender nach zum Glück reichlich vorhandenen Alternativen suchen ließ. Inzwischen ist Ubuntu umgeschwenkt und verwendet GNOME-3 als Standard-Desktop.

Unity erfordert eine beschleunigte Grafikkarte. Unity 2D kann verwendet werden, wenn keine solche Grafikkarte vorhanden ist.

Die Entwicklung fand ihren Ursprung in den Netbooks, die einen winzigen Display haben. Darum wurde bei Unity um jeden Pixel gekämpft. So wurde das Mac-Konzept übernommen, dass es eine gemeinsame Menüleiste gibt, in der die Anwendungen ihre Menüs unterbringen.

Auf der linken Seite des Bildschirms gibt es den Starter oder Launcher, der die wichtigsten Programme startet. Der oberste Button startet das Dashboard, über welches alle anderen Programme aufgerufen werden.

Die Menüleiste kann nicht mehr wie bei GNOME-2 durch Applets gefüllt werden.

Auch Nautilus wurde reduziert. So gibt es keine Menüleiste mehr (auch nicht unter Xubuntu), die Baumdarstellung ist verschwunden.

Dafür benötigt Unity allerdings eine beschleunigte Grafikkarte und verhält sich oftmals etwas zäh.

Aktivieren mehrerer Arbeitsflächen

Zunächst denkt man, Unity in der Ubuntu-Version 14.04 hätte das wichtige Feature der Arbeitsflächen entfernt. Sie haben es nur versteckt, damit es keiner findet. Systemeinstellungen - Darstellung - Verhalten - Arbeitsflächen aktivieren muss angehakt werden.

GNOME 3

Wer zu GNOME 3 wechselt, wird feststellen, dass das Konzept von Unity mit GNOME 3 sehr verwandt ist. Es werden auch hier riesige Symbole auf der linken Seite verwendet, um die Benutzung des Desktops dem eines Handys anzugleichen. Auch das Dashboard fällt vergleichbar aus wie bei Unity.

Die Übernahme der Mac-Idee, die oberste Menüleiste ständig durch die der jeweils aktiven Anwendung zu ersetzen, ist bei GNOME 3 allerdings nicht vorhanden.

Wer unter einer Ubuntu-Variante gern GNOME-3 betreiben will, installiert diese durch den folgenden Befehl:

sudo apt-get install gnome-shell

Cinnamon

Linux Mint hat auf der Basis der Bibliotheken von GNOME 3 eine klassische Desktop-Umgebung aufgesetzt, die sich optisch und bedientechnisch an das alte GNOME-2 anlehnt.

Cinnamon hält sich im Gegensatz zu MATE nicht exakt an die Vorgaben von GNOME-2. So werden einige Dinge anders umgesetzt oder sind sogar gar nicht vorhanden. Durch die Loslösung vom Original erreicht der Desktop allerdings eine gewisse Eleganz. Wer also einen schicken Desktop sucht, sollte sich Cinnamon auf jeden Fall ansehen. Schönheit kostet und so sind die Anforderung an die Ressourcen des Systems auch etwas höher als beispielsweise bei MATE.

Cinnamon wird vor allem durch die Distribution Linux Mint unterstützt. Darum ist es auch am sinnvollsten, Linux Mint als Basis für einen Cinnamon Desktop zu wählen.

Seit der Version 8 von Debian kann Cinnamon auch dort als Desktop-Standard bereits bei der Installation ausgewählt werden.

Weitere Features

Tipps

Arbeitsflächenzahl verändern

Weil ich selbst einige Zeit danach gesucht habe: Wenn man mehr Arbeitsflächen als die vorgegebenen zwei braucht, drückt man Strg-Alt-Oben. Daraufhin sieht man die Arbeitsflächen neben- bzw untereinander. Auf der rechten Seite ist eine Fläche, die manchmal mit einem Plus bezeichnet ist. Sie fügt Arbeitsflächen hinzu. Soll eine Arbeitsfläche verschwinden, klickt man sie an, es erscheint ein Schließkreuz rechts oben, mit der man sie entfernen kann.

GNOME-2 und MATE

Gerade für Anfänger ist die Kontinuität in der Benutzerführung sehr wichtig. Wer seine Eltern, Schwiegereltern oder andere Verwandten von Windows auf GNOME-2 umgestellt hat, wird sich freuen, dass diese Umgebung unter dem Namen MATE fortgeführt wird. Auch erfahrene Linux-User, die mit GNOME-2 sehr zufrieden waren, greifen gern auf MATE zurück.

Linux Mint hatte sich bei Version 11 noch ausdrücklich zu GNOME-2 bekannt. Mint 12 versuchte eine Grätsche zwischen GNOME-2 und GNOME-3. Seit Mint 13 kommt Linux Mint in zwei Versionen. Cinemon versucht ein GNOME-2-Look and Feel auf der Basis von GNOME-3 zu konfigurieren. Die Alternative MATE stellt den GNOME-2-Desktop wieder zur Verfügung.

Mittlerweise ist Linux Mint MATE stabil und weist keine Probleme mehr auf. MATE ist simpel zu bedienen, ohne je zu karg zu sein und läuft selbst auf schwächeren PCs recht ordentlich.

Tatsächlich läuft MATE am saubersten auf Linux Mint. Es kann unter Debian seit Version 8 als Standard-Desktop bei der Installation ausgewählt werden. Selbst unter Ubuntu gibt es nun MATE unter dem Namen Ubuntu MATE. Man kann den Mate-Desktop auch bei anderen Ubuntu-Varianten nachträglich direkt aus den Ubuntu-Quellen ziehen.

Panel wiederherstellen unter MATE

Mancher Benutzer spielt fröhlich mit dem Panel herum und stellt dann fest, dass alles durcheinander ist und einige Punkte fehlen. Mit dem folgenden Kommando kann alles wieder in den Ausgangszustand zurückgebracht werden.
mate-panel --reset
Allerdings kann es sein, dass das anschließend das Hauptmenü verschwunden ist. Das lässt sich durch Rechtsklick auf das Panel über HZum Panel Hinzufügen wieder herstellen. Es gibt bis zu drei verschiedene Hauptmenüs: Das erweiterte (extended) von Mint, das benutzerdefinierte, das wie im GNOME-2 dreigeteilt war und ein weiteres, das eine Zwischenform ist.

KDE 4 ff

KDE hat vielleicht hinter sich, was GNOME noch vor sich hat. Der Umstieg von KDE 3 nach KDE 4 brachte vor allem ein schickeres Design und den Umstieg auf moderne Bibliotheken. Das ganze allerdings zu dem Preis, dass viele altbekannte Funktionen nicht mehr verfügbar waren, aber dafür der schöne neue Desktop regelmäßig unter Abstürzen litt.

Was die Abstürze betrifft, ist KDE zwar deutlich besser geworden, aber man hat unter KDE-4 immer noch mehr Chancen auf eine Fehlermeldung als auf anderen Oberflächen. Auch Abstürze von Anwendungen kommen immer wieder vor, die unter anderen Oberflächen problemlos laufen.

Kontact ist leider sehr schwerfällig und hat noch ein paar Fehler. Das ist wirklich schade, weil es ein sehr schönes Programm ist.

Die Einstellmöglichkeiten sind inzwischen besser geworden. KDE-4 arbeitet mit vielen grafischen Effekten, ist vielfältig konfigurierbar, aber für einen Anfänger auch nicht unbedingt leicht verständlich.

KDE verbraucht mehr Ressourcen als viele andere Desktops, zeigt allerdings auch viele hübsche Effekte, angefangen von den fließenden Übergängen und 3D-Effekten bis dazu, dass jede Arbeitsfläche ein eigenes Hintergrundbild bekommen kann.

Der Desktop KDE (Willemers Informatik Ecke)

KDE 3.5 alias Trinity Desktop Environment TDE

Diejenigen, die beim Wechsel von KDE-3 auf KDE-4 geweint haben, finden nun im Projekt Trinity Trost. Das Trinity-Projekt führt das KDE-3 weiter.

http://www.trinitydesktop.org

Auf der Seite ist auch beschrieben, wie man Trinity auf den verschiedenen Linux-Derivaten installiert.

Auch diese Wiederbelebung krankt noch an dem einen oder anderen Detail, wie das Bluetooth-Applet.

XFCE

XFCE ist von Xubuntu als schlanke Lösung für schwachbrüstige Alt-Rechner bekannt. Es setzt wie GNOME auf GTK+ auf.

Wer XFCE unter Ubuntu verwenden will, kann einfach Xubuntu installieren. Debian kann bei der Installation bereits so umgestellt werden, dass es XFCE als Desktop verwendet. Linux Mint erlaubt ein Installieren von XFCE aus eigenen Repositorys.

Bedienhinweise

Links oben befindet sich ein Menü, an dem sich sowohl die Anwendungen nach Themengebieten (Büro, Grafik, Zubehör, ...) entfalten als auch die verschiedenen Orte. Die Panelleiste oben kann an einen beliebigen Ort gebracht werden.

Der Dateimanager verfügt über Detail- und Symbolansicht, besitzt aber keine Baumstrukturansicht. Hier kann man aber einen anderen Dateimanager einbinden. Hier wären nemo von Cinnamon oder caja von MATE eine Alternative.

Erweiterung des XFCE um Compiz

Wer Spaß an 3D-Effekten und anderen Komfortfunktionen hat, kann bei XFCE Compiz installieren. Um Compiz kurzfristig aktiv zu schalten, kann man den Befehl
compiz --replace &
aus einer Terminalsitzung starten.

Dauerhaft wird der Betrieb von Compiz erreicht, indem in der Datei /etc/xdg/xfce4/xfconf/xfce-perchannel-xml/xfce4-session.xml der Inhalt von Client0_Command von xfwm4 auf compiz gendert wird.

<property name="Client0_Command" type="array">
  <value type="string" value="compiz"/>
  <value type="string" value="ccp"/>
</property>
Die Zusatzzeile ccp sorgt dafür, dass lokale Einstellungen des CompizConfig Einstellungs Manager übernommen werden.

http://xfce.org/

LXDE

Wie XFCE ist LXDE ein Desktop, der vor allem ressourcen- und energiesparend sein soll. LXDE setzte zunächst auf GTK+ auf. Da die Weiterentwicklung von GTK+2 zu GTK+3 nicht aufwärtskompatibel war und die neue Version als zu des GNOME-Entwicklungsteams speicherintensiver und langsamer sei, steigt LXDE auf Qt um.

Der Window-Manager von LXDE ist OpenBox, der mit dem Openbox Konfigurations-Manager eingestellt werden kann.

LXDE hat eine Panelleiste unten, die natürlich an jeden beliebigen Rand verlegt werden kann. Mit KDE hat es gemeinsam, dass die einzelnen Arbeitsflächen je einen eigenen Hintergrund bekommen können.

Der Dateimanager PCManFM besitzt die Darstellungen Symbole, Voransicht, Liste und Details, kennt in letzterem allerdings leider keine Baumdarstellung, wie Nautilus oder Dolphin.

Distributionen mit LXDE

LXDE wird in Debian als einer der Standarddesktops angeboten. Als Lubutu gibt es eine Ubuntu-Version und die Linux Mint Debian Edition verwendet LXDE als Standarddesktop. http://lxde.org/